Das französische Unternehmen Sigfox hat in Toulouse Insolvenz angemeldet. Der Betrieb der energiesparenden IoT-Netze soll vorerst weitergehen, eine langfristige Sicherung ist allerdings noch unklar. Während dem Insolvenzverfahren wird ein Käufer gesucht, um auch dauerhaft die Netze weiter zu betreiben. Eine Alternative Übertragungstechnologie zu Sigfox kann Mobilfunk sein.
Sigfox insolvent: Das ist passiert
Die französische Sigfox SA hat am 26. Januar 2022 in Toulouse Antrag auf Insolvenz und Gläubigerschutz gestellt. Sigfox ist ein Unternehmen, das sich auf die Bereitstellung stromsparender IoT-Netze spezialisiert hat. Der Betrieb der Netze soll zunächst weitergehen. Im Zuge des Insolvenzverfahrens will Sigfox nach einem Käufer suchen, um auch langfristig eine Perspektive zu haben. Das Verfahren ist für zunächst sechs Monate angesetzt. Als Grund für die Schieflage nennt Sigfox unter anderem einen zu geringen Absatz der eigenen Produkte sowie eine Corona-bedingte Verknappung von Halbleiterbauteilen, die zu einem langsameren Wachstum der IoT-Branche geführt habe.
Low-Power Wide-Area Network: Was genau macht Sigfox?
Die Sigfox Gruppe hat sich auf die Entwicklung eines weltweiten Funknetzes für IoT-Geräte spezialisiert, welches ein lizenzfreies Frequenzband nutzt und nur sehr wenig Daten überträgt. Dadurch fällt der Stromverbrauch trotz großer Reichweite gering aus, was die Laufzeit verbessert. Solche Netze werden auch als Low-Power Wide-Area Network (LPWAN) oder Niedrigenergieweitverkehrnetzwerke bezeichnet. Hierzu zählen beispielsweise auch NB-IoT, LoRaWAN und LTE-M, die je nach Anwendungsfall als Alternative zu Sigfox eingesetzt werden können.
Bei Sigfox bauen Partnerunternehmen in den jeweiligen Ländern Netze auf, das Zentralunternehmen Sigfox SA in Frankreich steuert sie. In einigen Ländern, darunter Frankreich und zeitweise auch Deutschland (bis August 2020), tritt Sigfox selbst als Netzbetreiber auf. Nach eigenen Angaben betreibt Sigfox sein Netz in 75 Ländern und nutzt die Kapazität von 75 Carriern, über die etwa 20 Millionen IoT-Geräte täglich bis zu 80 Millionen Nachrichten austauschen.
Welche Alternativen gibt es zu Sigfox?
Das Netz von Sigfox ist ein sogenanntes LPWAN (Low-Power Wide-Area Network) und damit darauf ausgelegt, auch über größere Distanzen energiesparend Daten zu übertragen und so lange Batterielaufzeiten zu ermöglichen. LPWA-Funkmodule sind extrem energieeffizient und laufen über mehrere Jahre mit handelsüblichen Standardbatterien. Dabei sind sie leistungsstark genug, um auch aus eher schwer zugänglichen oder gut abgeschirmten Bereichen Daten zu senden und zu empfangen, z. B. aus Tiefgaragen, Kellergeschossen oder großflächigen Produktionshallen. Durch die Nutzung von Wiederholungen beim Versand von Datenpaketen wird die Durchdringung weiter erhöht.
Neben Sigfox sind in den vergangenen Jahren verschiedene LPWA-Netztechnologien auf den Markt gekommen. Auch wenn sie sich im Kern ähneln, gibt es doch Unterschiede im Hinblick auf Verfügbarkeit, Sicherheit, Standardisierung und Effizienz. Am Markt am weitesten verbreitet sind LTE-M, NB-IoT (NarrowBand IoT, LTE Cat-NB), Sigfox und LoRaWAN (Long Range Wide Area Network).
Während Sigfox und LoRaWAN von Einzelunternehmen entwickelt wurden, sind NB-IoT und LTE-M je ein offener LTE-basierter Standard. Sie werden deswegen von vielen großen Netzbetreibern, Netzausrüstern, Geräte- und Chipherstellern unterstützt. Anders als Sigfox und LoRaWAN wird NB-IoT grundsätzlich von Mobilfunkanbietern betrieben. Aus diesem Grund ist auch die weltweite Abdeckung größer und zuverlässiger, als bei proprietären Netztechnologien. Da LTE-M und NB-IoT auch in den neuen 5G Netzen implementiert sein werden, sind die LPWAN Technologien besonders zukunftsfähig. Grundsätzlich kann auch Mobilfunk allgemein eine Alternative zur Nutzung von Sigfox darstellen. Welche Übertragungstechnologie genutzt wird, hängt letztendlich vom individuellen Anwendungsfall ab.
Was bedeutet die Sigfox Insolvenz für Nutzer des Netzes?
Da das Netz während dem laufenden Insolvenzverfahren und der Käufersuche weiter betrieben werden soll, werden durch das Insolvenzverfahren in den kommenden sechs Monaten keine direkten Auswirkungen auf den Betrieb von IoT-Geräten über das Sigfox-Netz erwartet. Es kann außerdem sein, dass in einigen Ländern Partnerunternehmen für Sigfox einspringen. Die Heliot Gruppe hat beispielsweise bereits angekündigt, die Infrastruktur ungeachtet der Insolvenz der Sigfox SA weiter zu betreiben. Heliot ist Betreiber für das Sigfox-Netz im DACH-Raum, der Schweiz und Liechtenstein sowie in Slowenien und nach eigener Aussage größter Sigfox-Betreiber in Europa. Ähnlich wie Heliot können auch andere Betreiber – sofern sie wie Helio wirtschaftlich, funknetztechnisch und rechtlich unabhängig von der Sigfox SA sind – das Netz weiter betreiben. Eine Garantie für den Weiterbetrieb aller Sigfox-Netze ist das allerdings nicht.
Wer bisher auf Sigfox für die Vernetzung seiner IoT-Geräte setzt, wird also noch etwas Zeit haben, sich mit gegebenenfalls nötigen Alternativen auseinander zu setzen, sollte Sigfox nicht dauerhaft betrieben werden können. Wer ein Projekt basierend auf dem Sigfox-Netz geplant hat, kann – sofern möglich – mit der Umsetzung vielleicht noch etwas abwarten, wie sich das Insolvenzverfahren entwickelt und bis klarer ist, wie es langfristig mit Sigfox weitergeht. Wer nicht warten kann oder wem die Situation insgesamt zu unsicher ist, hat andere Technologien, die alternativ zu Sigfox genutzt werden können. Eine davon ist beispielsweise Mobilfunk. Sollten Sie sich für M2M-SIM-Karten interessieren, um Ihre IoT-Geräte zu vernetzen, beantwortet unser Team gerne alle Fragen hierzu.
Update: UnaBiz übernimmt Sigfox
UnaBiz aus Singapur hat in der Auktion um Sigfox im Rahmen des Insolvenzverfahrens den Zuschlag erhalten. Das Handelsgericht von Toulouse hat bekannt gegeben, dass aus insgesamt neun Bietern UnaBiz das beste Angebot vorgelegt hat und damit den Zuschlag für Sigfox erhält. Für einen reibungslosen Übergang der Aktivitäten werden sich die Verwalter, das Management von Sigfox sowie Arbeitnehmervertreter in den kommenden Tagen mit UnaBiz zusammensetzen. Oberste Priorität hat die Kontinuität geschäftlicher Aktivitäten. UnaBiz plant, Sigfox zu einem offenen Standard zu machen und Brücken zwischen Sigfox und LoRa zu schlagen.
Laura Gaber, M.Sc., ist die dienstälteste unserer zwei Marketing-Lauras. Die Kölnerin hat mehrere Jahre als Kommunikations-Allrounderin auf EU-Ebene für die Erneuerbare Energien-Branche gearbeitet. 2016 trieb die Neugier Laura weiter – direkt in den Norden und unsere Arme. Seitdem beschäftigt sie sich Tag für Tag mit den neuesten Entwicklungen rund um Digitalisierung, M2M-Kommunikation und das IoT.